Dann kam der große Knall … - ähem- nicht. Nein, es war eine schrittweise Symptomzunahme, die ich nur aus der Retrospektive erkennen konnte, Infekte mit fehlender Erholung im Nachgang und dann Wochen in denen ich keinerlei Anstrengung aushielt und aus deren Zeit ich nur eine konkrete Erinnerung abgespeichert habe: einen Sonnenaufgang mit einem Gefühl tiefen Friedens. Ich höre, dass andere schockiert waren, wie schlecht es mir ging. Mir wird erzählt, dass es keine Körperfunktion mehr gab, auf die ich mich verlassen konnte und dass die Schmerzen fast unerträglich waren, aber das einzig abgespeicherte Gefühl ist dennoch jenes des tiefen Friedens.- Meine Güte, sollte ich daraus nicht etwas lernen? Wie verrückt ist das denn, dass ich dieses ungeheuer intensive Gefühl am Tiefpunkt meines Lebens hatte? Könnte es mir nicht sagen, dass ich für inneren Frieden gar nichts weiter brauche, dass das sogar mit Schmerzen geht? Könnte mich dieses Gefühl nicht tragen, auf dem Weg der vor mir liegt? - Ich halte das für möglich…
Und so gehe ich den mir zugewiesenen Pfad und das Zitat von Robert Frost, was mich seit dem Film der Club der toten Dichter in den Bann geschlagen hat, soll sich für mein Leben doch noch bewahrheiten. O.k. dann gehe ich also den Weg, der weniger begangen und damit für andere auch weniger nachvollziehbar ist. Ich werde mich da hindurch kämpfen und mein Leben wird nachhaltig verändert sein, aber mein friedvoller Sonnenuntergang wird auch von diesem steileren Weg aus sichtbar sein und wer weiß…- vielleicht ist die Aussicht von hier ja viel besser?
