Erst mit dem Anerkennen der Einschränkungen und mit passendem Pacing (kluges, vorausschauendes Energiemanagement) hatte ich die Chance wieder etwas Lebensqualität in meinen Alltag zu holen. Es gibt dadurch wieder Tätigkeiten, die Freude bereiten und machbar sind. Kochen geht nur in Ausnahmefällen, ist aber bereits auf der Planungsliste, backen aber geht wunderbar. Sauerteig ist meins und ich beginne hiermit rumzuprobieren. Nicht nur das Weizenbrot damit ist sensationell, auch die Haferplätzchen werden uns weiterhin begleiten… Gewürze habe ich schon vor meiner Erkrankung getrocknet und zusammengestellt. Auch hier sind lange Ruhepausen zwischendurch kein Problem…- Sehr schön! Der Webstuhl steht fertig bespannt und ein großer Flickenteppich für den Esstisch ist in Arbeit.- Das Schöne: Hier reichen 15 Minuten um einen echten Effekt zu haben. Länger kann ich so gerade auch nicht sitzen. – Aber immerhin! Ich fange an Instandsetzungsstreichereien zu machen, immer an meine Zeitvorgabe von 30 Minuten angepasst… Es geht viel mehr innerhalb dieses mir qaktuell möglichen Zeitfensters als gedacht… Neue Menschen habe ich im Laufe meiner Erkrankung kennen gelernt. Selbst von me/cfs Betroffene haben eine ganz andere Chance mich zu verstehen, was natürlich auch gut tut. Aber auch mit anderen Menschen, die es in ihrem Leben nicht immer leicht hatten, finde ich nun viel leichter eine Ebene tiefen Verständnisses.- Kein Wunder…
Ein großes Problem bei der Bewertung meiner Fortschritte ist das geringe Tempo. Schaue ich zurück, so reicht es nicht als Maßstab Wochen oder gar Monate zu nehmen. Einen beobachtbaren Effekt habe ich im Grunde immer nur, wenn ich in Halbjahresschritten denke. Und ja: mir sind mehr Aktivitäten möglich als noch im letzten Sommer. Als ich im Mai die ersten Rhababerstangen erntete, konnte ich drei Stangen hintereinander in Stücke schneiden. Jetzt gehen vergleichbare Aufgaben auch fast 30 Minuten. Vergesslichkeit bleibt als Problem, auch Fehler mache ich noch reichlich, allerdings stelle ich Gläser nicht mehr neben die Tische. Sogar im Hinblick auf die Frage, ob ich denn am richtigen Platz bin, gibt es bei mir eine Annäherung. Ich bin immerhin überzeugt, dass ich an den richtigen Platz kommen werde.